02.07.2025
Schanzarbeiten, Fuhrdienste und Naturalleistungen
Die Grafschaft Tecklenburg im Siebenjährigen Krieg
von Dr. Christof Spannhoff
Der Siebenjährige Krieg (1756–1763) gilt als die erste globale militärische Auseinandersetzung, weil sie nicht nur in Europa, sondern auch in Nordamerika, Südamerika, Afrika und Asien ausgetragen wurde. Die Hauptkonfliktparteien waren Preußen, Großbritannien und ihre Verbündeten auf der einen sowie Frankreich, Österreich und Spanien auf der anderen Seite. Die Auseinandersetzung beeinflusste die Machtverhältnisse in Europa maßgeblich und führte zu erheblichen territorialen Veränderungen. Der Siebenjährige Krieg war geprägt von Kampfhandlungen, politischen Allianzen und wirtschaftlichen Belastungen, die das Leben vieler Menschen in den betroffenen Regionen betrafen. Auch die Bewohner des Tecklenburger Landes bekamen die Auswirkungen dieses Großkonfliktes zu spüren. Denn bereits im Frühjahr 1757 belagerten französische Truppen die Grafschaft. Damals rückte ein Leutnant mit einem über zwanzigköpfigen Tross in die Stadt Tecklenburg ein. In jedem Gebäude seien fünf Soldaten einquartiert gewesen, die sich mit dem „besten Eßen und Trincken“ bedienen ließen, wie der Tecklenburger Bürger Johann Jobst Meese schilderte. Darüber hinaus forderten die Soldaten Heu, Hafer und Stroh. Doch auch aus der Stadt Münster kamen Forderungen der dort stationierten französischen Generäle. Die tecklenburgischen Verwaltungsbeamten vor Ort hatten den Transport zu organisieren. Das hieß ganz konkret: Die Bauern hatten ihre Fuhrwerke und Pferde zur Verfügung zu stellen. 100 Scheffel Getreide allein aus Lienen und insgesamt 14000 Pfund Heu und 4000 Bunde Stroh mussten aus der näheren Umgegend in Lengerich zusammengetragen werden, damit alles am 5. Mai morgens um 5 Uhr „zu Münster auf den neuen Platz vor der Citadelle angefahren“ werden konnte. Geschehe die Lieferung nicht pünktlich, sei „ein großes Unglück zu befürchten“. Denn die französischen Besatzer hatten angekündigt, „die Städte und das platte Land […] mit Schwerd und Feuer“ zu verheeren. Verhandlungen, die Naturalleistungen in Geld abzulösen, blieben ohne Erfolg. Verständlich, denn die Soldaten und Pferde mussten versorgt werden – und für Geld war vor Ort in Münster nach einiger Zeit nicht mehr viel zu bekommen.
Ende Mai 1757 schienen infolge der Einquartierung auch die Lebensmittelvorräte in der Stadt Tecklenburg aufgebraucht gewesen zu sein, sodass die umliegenden Bauerschaften Schinken, Mettwürste, Fische, Hühner, Butter und Eier in die Stadt bringen sollten. Zudem erhielten die tecklenburgischen Untertanen den Befehl, am 2. Juni 1757, morgens um 7.00 Uhr, im gut 75 Kilometer entfernten Lingen zu erscheinen. Die Grafschaft hatte nämlich 2500 „Schantz-Gräber“ zu stellen. Jeder, der zu diesem Dienst verpflichtet wurde, musste sich „mit einer Schüppen und Axt versehen“ sowie mit Proviant für acht Tage, um auf Befehl der französischen Besatzer Schützengräben auszuheben und Wehranlagen anzulegen. Aus jeder tecklenburgischen Bauerschaft war ein Kontingent zu stellen. Dienstverweigerung wurde nicht akzeptiert. Lediglich „kleine Kinder und alte Weiber oder andere zur Arbeit untaugliche Persohnen“ waren befreit.
Auch im Jahr darauf klagten mehrere Einwohner des Kirchspiels Lienen über die ihnen aufgebürdeten Lasten. Haßmann gab an, im März 1758 zwei Dragoner und zwei Pferde in seiner Behausung versorgt zu haben. Gleiches galt für Heemann in Höste, der sich darüber hinaus beschwerte, dass ihm von den Franzosen zwei Scheffel Roggen und ein Schaf abgenommen worden seien. Bauer Büscher zeigte die Plünderung seiner Fleischvorräte an, zudem hätten die französischen Soldaten Kleidung und Geld entwendet.
Bildunterschrift
Auflistung der Hafer- und Strohlieferungen, Schanzarbeiten in Meppen und Fuhrdienste der Lienener Dorfbewohner 1757. Quelle: Landesarchiv NRW, Abteilung Westfalen, Kriegs- und Domänenkammer Minden, Verwaltung der Grafschaften Tecklenburg und Lingen, Nr. 2353.